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Wildkräuterliebe mit Nicole Maurer

Gemeinsam ist man weniger allein – Green Vibes von Grünen Ladies: Nicole Maurer im Interview

Im Leben gibt es viele Wege, Arten und Weisen an Dinge heranzugehen. Nicht immer ist alles schwarz und weiß, das Leben ist vielseitig und bunt. Es erlaubt uns auch unsere Art und Weise zu entdecken, zu entwickeln. So ist es auch in der Natur. Und so ist es auch unter uns Kräuterhexen und Meister oder Kräuterfeen: Jeder hat so ein Lieblingsgebiet, Spezialwissen, Präferenzen, Lieblingsrezepte und vermutlich ganz geheime Tipps und Tricks. Heut begrüße ich Nicole Maurer, Kräuterfrau und Autorin des Buches „Wildkräuterliebe“. Ein Rezept aus ihrem Buch findet ihr übrigens am Ende des Interviews.

Ich freu mich sehr, heute auf diesem Platz eine Kollegin vorzustellen: Nicole Maurer. Sie wird heute ihre Green Vibes Gedanken mit uns teilen und hat auch ihr aktuelles Buch mitgebracht: Wildkräuterliebe, erschienen im Freya Verlag

Nicole Maurer im Interview:

*Schön, dass du heute da bist und deine Green Vibes mit uns teilst. Magst du uns ein bisschen von dir erzählen?

Liebe Anja, danke für die Einladung, ich freue mich sehr bei Green Vibes mit dabei sein zu dürfen.

Ich heiße Nicole Maurer – aufgewachsen bin ich ursprünglich in Sachsen-Anhalt in der ehemaligen DDR. Nach ein paar Stationen, die mich immer weiter in den Süden brachten, bin ich schließlich vor 13 Jahren in der Steiermark gelandet. Knapp außerhalb von Graz am Land, da fühle ich mich wohl. Rundherum Natur, wilde Wiesen und Wald, durch die ich meine Streifzüge mache.

Im „echten Leben“ arbeite ich als Intensivkrankenschwester im Krankenhaus. Da ist die Natur ein wirklich guter Ausgleich. Wobei das Thema Leben und Tod auf Intensivstation wie auch in der Natur sehr präsent ist, nur auf unterschiedliche Weise.

Von Frühjahr bis Herbst veranstalte ich in und um Graz Wildkräuterspaziergänge. Meine Teilnehmer merken sehr schnell, dass mein Schwerpunkt eher bei der Kulinarischen Verwendung der Wildkräuter liegt. Deshalb kombiniere ich meine Kräuterspaziergänge mit einem Jausenpicknick oder auch einem Kochworkshop, wo wir gemeinsam ein mehrgängiges Menü zaubern. Ich möchte meine Teilnehmer gerne inspirieren, in ihnen die Neugier für die Aromen der wilden Natur und die Lust am Selbermachen wecken. Manche Rezepte meiner Wildkräuter-Experimente veröffentliche ich auch auf meiner Homepage.

Ich möchte aber auch ein bisschen mit meiner Begeisterung für die ganze Natur anstecken. Mein Motto ist da: Im Reich der Natur und reich durch die Natur. Damit meine ich aber nicht nur das kulinarische Angebot. Sondern auch ihren Reichtum an Vielfalt, Schönheit, an Genialität, Strategie und ihren Erfindungsreichtum. Ich wünsche mir, dass meine Wildkräuterspaziergänge eine Art Natur-Entdeckungsreisen und kulinarische Lust- auf-mehr-Ausflüge sind, und dass der ein oder andere sich von meinem Naturliebevirus (freiwillig) infizeren lässt.

*Wie bist du zu den Themen Kräutern, Natur gekommen? Wie war dein persönlicher Weg?

Manchmal wurde ich von meiner Familie aufgezogen, weil ich als Kind stundenlang in der Wiese sitzen konnte und mit Blümchenanschauen und -pflücken glücklich war. In meiner Jugend hab ich die Natur ein wenig aus den Augen verloren. Dann wurde meine Leidenschaft für die Fotografie geboren und dadurch kam ich auch wieder zur Natur. Ich entdeckte so viele Details und ich war fasziniert davon. Nach und nach interessierten mich immer mehr die Wildkräuter, anfangs vor allem ihre Heilwirkung. Ich bekam das Heilkräuterheft der Maria Treben geschenkt und fand das sehr spannend. So ein „Kräuterweib“ wollte ich auch werden.

Eine, die genau weiß, wofür welches Kraut geeignet ist. Ich las einige Bücher, sammelte die Kräuter und hab erst mal nur Tee draus gemacht. Über die Teephase bin ich dann lange nicht drüber hinaus gekommen. Dann setzte ich selber Johanneskrautöl an, machte allerhand Tinkturen, die ich aufgrund guter Gesundheit nie brauchte. Der Wunsch noch mehr über die Kräuter zu erfahren wuchs und so kam ich dazu, die Ausbildung zur Wildkräuterpädagogik zu machen.

Die Kräuterpädagogik ist sehr spannend, doch die Natur besteht nicht nur aus Kräutern. Da ist noch so viel Mehr. Es ist da eine Sehnsucht in mir, die dieses Mehr ergründen, fühlen und verstehen will. Eine für mich viel wichtigere Heilkraft der Natur lernte ich durch so manche Stolpersteine und Tiefen des Leben kennen. Aber gerade bei diesen Erfahrungen tat mir die Natur so unendlich gut und veränderte meine Wahrnehmung, sowohl für die Natur als auch für mich selbst. Ich bin einfach fasziniert von dieser schier unendlichen Vielfalt und ihrer Vollkommenheit. In der Natur ist auch so viel Weisheit verborgen. Außerdem liebe ich es zu philosophieren und die Natur dabei als Metapher zu benutzen.

Besonders im Wald empfinde ich ein großes Geborgenheitsgefühl. Daher war es lange ein Wunsch von mir, einmal im Wald zu übernachten. Dieser Wunsch erfüllte sich vor einigen Jahren in einem Outdoorcamp der Wilden Feldküche. Ich war so begeistert von diesen 4 Tagen Draußenzeit, obwohl es fast durchgehend regnete. Da war wieder dies Mehr in mir. So kam ich ein halbes Jahr später zu Tom und Karin Schwarz von der Wildnisschule Wildniscamps im Almtal (OÖ) und begann meine Ausbildung zur Wildnistrainerin.

*Wow, da bekomme ich gleich Gänsehaut. Welch ein schöner Weg! Das fühlt sich so stimmig an. Dein Spezialthema ist ja die Wildkräuterküche, richtig?

Ja, ich würde sagen, das ist die Wildkräuterküche, aber auch das Kochen am Lagerfeuer und das Philosophieren über die Natur und das Leben.

*Das klingt wunderbar. Dazu noch in deinem schönen neuen Buch blättern, vielleicht? Gratuliere dir übrigens von ganzem Herzen dazu! Es ist wunderschön. Ist es dein erstes Buch und vor allem, wie ist es dazu gekommen?

Ja, das ist mein erstes Buch.

Während der Kräuterpädagogikausbildung haben wir mitunter auch mit den Kräutern gekocht. Da hab ich dann so eine Mischung aus Faszination und auch Ernüchterung gespürt. Auf der einen Seite waren neue Aromen und auf der anderen Seite war die Rezeptvielfalt sehr begrenzt. Da ich aber von Haus aus eine große Leidenschaft fürs Kochen und Backen habe, ist die Experimentierlust in mir erwacht. Ich dachte mir, da muss doch noch mehr gehen. Direkt nach meiner Ausbildung ergab sich die Möglichkeit Wildkräuterwanderungen zu veranstalten und für mich war ganz klar, dass ich das mit Kulinarik kombinieren werden. Ich hab mich dann viel mit der wilden Küche beschäftigt, ausbprobiert und war stetig auf der Suche nach neuen Rezepten. Inspiriert haben mich auch Bücher von Jeane-Marie Dumaine oder Oskar Marti.

Da ich einerseits meine TeilnehmerInnen immer wieder mit neuen Rezepten überraschen wollte, und mir andererseits bei meinen Waldspaziergängen ständig neue Ideen kamen und weiterhin kommen, entstanden über die Jahre allerhand wilde Genussexperimente, die ich nun zum großen Teil in diesem Buch festgehalten habe.

Geholfen hat mir auch, dass ich selbst fotografiere und somit war es mir möglich ich mein Buch so zu gestalten wie ich es mag. Die größte Herausforderung waren die Mengenangaben. Ich bin es gewohnt, zum großen Teil nach Gefühl zu kochen und zu backen. Nun musste ich konkrete Angaben machen. Wieviel Brennnesseln machen den Teig schön grün? Wieviel Gramm sind eine Handvoll? Es ist mir einige Male passiert, dass das Essen gekocht/gebacken war, ich es fotografiert hatte, Testesser es für gut befunden haben und ich vergessen hatte, manche Zutaten abzuwiegen.

*Die Bilder sind unglaublich schön, und laden ein. Sie laden direkt ein mit dir auf Wildkräutersuche zu gehen und diese köstlichen Delikatessen zu verspeisen. Ich kann gar nicht genug bekommen, allein vom Anschauen. Da werden wir allerhand nachmachen. Hast du ein Lieblings-Rezept?

Lieblings-Rezepte gibt es viele, da kann ich mich auch schwer entscheiden.

*Nachhaltigkeit, Natur und Kräuter sind zur Zeit ja richtig „en vogue“ Woher kommt das, was glaubst du bringt viele Menschen wieder dazu „einfacher“ zu leben, sich „erden“ zu wollen?

Ich glaube, dass vielen Menschen so langsam die Luft ausgeht. Es wird immer mehr erwartet und verlangt. Da ist schon so ein großer Druck. Irgendwie sollen wir alle nur mehr funktionieren, klischeehaften Idealen entsprechen und die Wirtschaft am Laufen halten. Für mich beschreibt Michael Ende unsere Gesellschaftssituation in seinem Buch „Momo“ sehr treffend. Ich denke, wir sind an einem Punkt angekommen, wo höher, schneller, weiter nicht mehr geht. Das Maß ist voll. Die Menschen sind müde und erschöpft. Weniger ist manchmal eben doch MEHR. Ich glaube, viele Menschen tragen diese Sehnsucht nach diesem MEHR in sich. Vielleicht mehr Ruhe, mehr Lebendigkeit, mehr Natürlichkeit, mehr Gemeinschaft, mehr Bewusstheit und BewusstSein.

*Was wünscht du dir von unserer Gesellschaft für eine nachhaltigere Zukunft unserer Kinder?

Ich wünsche mir eine Natur- und Umweltbildung, vielleicht als Schulfach für Kinder, aber gleichermaßen für Erwachsene. Ich fände es super, wenn es statt Produkt-Werbepausen, Werbepausen mit Umweltbildung gäbe.

*Zusammen ist man weniger allein. Aber auch stärker. Wenn jeder einen nur einen kleinen Teil zum Guten tut, kommt ein großes ganzes Besser dabei raus. Was ist dein Tipp für jeden einen Beitrag für eine nachhaltige und gesunde grüne Zukunft zu schaffen?

Weniger ist oft Mehr. Wenn jeder sich darüber Gedanken macht, was und wieviel er wirklich braucht, kann schon viel verändert werden. Es sind oft, die kleinen Beiträge, die Großes bewirken. Zum Beispiel Müll aus dem Wald mitnehmen, noch besser wäre es natürlich, wenn gar kein Müll mehr in der Natur weggeschmissen würde. Es geht um’s sich Bewusstmachen und danach handeln.

Wildkräuterliebe

von Nicole Maurer, erschienen im FREYA Verlag

In ihrem ersten Buch „Wildkräuterliebe“ verrät uns Nicole 85 Rezepte aus der Wildkräuterliebe, ob mit Brennnessel, Holunder oder ihren wilden Freunden, da ist für jede Saison das passende dabei. Die stimmungsvollen Bilder laden den Leser ein gleich den Korb zu nehmen um Kräuter zu sammeln und danach genüsslich den Kochlöffel zu schwingen.

Neben dem kulinarischen Teil gibt es noch Pflanzensteckbriefe und Übersichtsseiten mit essbaren Blüten, Wildspinat oder Wildkräutern.

Ein Buch zum Anschauen, Inhalieren und Inspirieren! Oder einfach zum Nachkochen.

Mediterrane Tortilla

mit Sommerportulak

Rezept aus Nicole Maurers Buch „Wildkräuterliebe“

Du brauchst:

Grünen Tortilleteig

(Grundrezept im Buch)

Füllung:
  • 6 Süßkartoffeln
  • 2 Halloumikäse
  • 1 Zucchini
  • 2 Paprika
  • (Wildekräuter)-Salz, Pfeffer
  • Öl zum Anbraten
  • 2 Handvoll Sommerportulak
  • 1 Handvoll wilder Salat (Inspirationen auf Übersichtsseite im Buch!)
  • 1 Handvoll essbare Blüten (Inspirationen auf Übersichtsseite im Buch!)

Dazu passend: Salatsauce & Kräuterdip – Rezepte aus dem Buch

So geht’s: 

Grüne Tortillas nach Rezept im Buch zubereiten.

Für die Fülle die Süßkartoffeln in Längsspalten schneiden, mit etwas Öl und Wildkräutersalz marinieren. Bei 200 Grad C etwa 20 Minuten garen bis die Spalten weich sind und zu bräunen beginnen.

Das Gemüse und den Halloumi in Streifen schneiden und in einer Pfanne mit wenig Öl anbraten.

Tortilla mit Süßkartoffeln, Gemüse und Halloumi belegen, Sommerportulak, Salatkräuter und Blüten zugeben. Salatsauce und Kräuterdip nach Belieben zufügen.

Tortilla zum Wrap rollen. Dafür zuerst die Unterkante einschlagen und danach die Seiten übereinanderschlagen.

TIPP:

Milde Wildsalate wie Weißer Gänsefuß, Gartenmelde, Vogelmiere, Sommerportulak oder Fingerkraut passen gut in Tortillewraps.

*Liebe Nicole, vielen Dank für deine Zeit und dieses schöne Interview.

Wenn Ihr Nicole und ihre Arbeit besser kennenlernen mögt, könnt Ihr gern auf ihrer Homepage vorbeischauen.

Bisher durfte ich bereits einige tolle Grüne Ladies & Gentlemen interviewen:

Auch sie haben Grüne Vibes, Tipps, Tricks und ein Lieblingsrezept mitgebracht.

Über die grünen Ladies (and Gentlemen)

Seit ungefähr einem Jahr gibt es #grüneladies auf Instagram. Damals hat die liebe Melanie von mint einige grüne und kräuterliebende Instagrammer für eine gemeinsame Sache zusammengetrommelt und seither gab es unter diesem Hashtag immer wieder mal tolle Aktionen auf Instagram, wie zum Beispiel einen Adventskalender oder ein Valentins-Special. Dazu haben viele von uns ihre liebsten Tipps, Rezepte oder Bastelideen aus der Natur mitgebracht und mit der Community geteilt. Daraus ist mittlerweile ein schöner – immer wachsender – Kreis geworden.

Und weil das Leben gerade auf Instagram so schnelllebig ist, dachte ich mir, gerne möchte ich hier auf meinem Blog ein bisschen Platz machen mit einer neuen Reihe „Gemeinsam ist man weniger allein – „GREEN VIBES ONLY“ – Grüne Ladies (and Gentlemen) im Interview. Ich freu mich über den bleibenden Platz – fernab des schnellen Wegwischend, Herzerlverteilens und 24 Stunden-Stories. Mein Platz mit Nachhaltigkeit, um ganz großartige Menschen vorzustellen, die Kräutern, Natur und Nachhaltigkeit in ihrem Leben auch einen großen Stellenwert geben.

DISCLAIMER: Wie immer gilt: Die Verwendung von Tipps, Rezepten und Empfehlungen auf meiner Seite unterliegt eurer Eigenverantwortung und ersetzt nicht den Besuch beim Arzt. Es besteht keine Haftung. Bei Unsicherheiten, Risiken und Nebenwirkungen bitte Arzt/Apotheker befragen

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