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Das Wochenbett – die ganze Wahrheit

Eine Geschichte von Nachwehen und Glücksgefühlen

Oh ja das Wochenbett, jeder weiß darüber Bescheid, aber kaum einer redet davon. Warum eigentlich? Tut man  das nicht? Ist es uncool? Oder: Vergessen wir es einfach so schnell wieder? Eine Mischung aus Glückseligkeit und Schmerzen, die den Anfang manchmal ein bisschen holpriger machen, als sich Neo-Mama wünscht.

Vorsicht: Dieser Artikel enthält wahre Details, die man(n) vielleicht nicht wissen oder lesen möchte…..

Glücksgefühle & Dankbarkeit

Der kleine Detektiv ist mittlerweile schon acht Wochen Teil meiner schönen kleinen Welt. Und ich bin unendlich dankbar dafür. Keine Frage, er macht unser Leben noch bunter und glänzender als es zuvor war. Auch wenn der Anfang nicht so rosig war.

Er ist mein zweites Kind. Ich erlebte also durch ihn eine zweite Geburt und somit auch ein zweites Mal das Wochenbett. Man möge meinen, Mama weiß ja wie das jetzt geht, aber auch wenn nur 2 Jahre und 4 Monate dazwischen liegen, hab ich entweder alles verdrängt, vergessen oder es war diesmal einfach wirklich anders.

Das Wochenbett

So nennt man die sechs Wochen nach der Geburt. Die Zeit, in der man sich einerseits gegenseitig kennenlernt und somit alles langsamer angehen kann beziehungsweise soll. Es ist eine Zeit mit extrem intensiven Emotionen, Gefühlen, Gedanken. Man schwebt (meistens) auf einer rosaroten Wolke, fernab jeglicher Realität, in seiner kleinen Welt, in der man nur kuscheln will, kuscheln mit dem kleinen Bündel Liebe, dem man gerade erst das Leben geschenkt hat.

Das Wochenbett 1.0

Nur kurz, ein Auszug aus meiner Erinnerung an 2014:

Damals als das kleine Fräulein zur Welt kam, ging alles so schnell und unkompliziert. Die Geburt war easy und wunderschön.Wirklich, ich war selbst so überrascht! Ich blieb damals eine ganze Woche im Krankenhaus, da das mit der Milch nicht so gut geklappt hat und ich mich auch wirklich so wohl gefühlt habe. Kaum daheim angekommen, war nix mit Wochenbett. Allerdings war das meine Entscheidung. Ich hatte absolut nicht das Bedürfnis danach. Nach Ruhe.

Im Gegenteil! Ich wollte raus in die Welt, mein kleines süßes Mädel herzeigen und hatte ständig und die ganze Zeit Besuch (das wollte ich so, und das war auch ok so). Das einzige, das ich noch in Erinnerung hatte ans Wochenbett, das war der Wochenfluss, den hat man – ob man will oder nicht, bei mir beide Male 6 Wochen….. Gehört dazu wie die Nabelschnur…. nur redet nie jemand drüber…. klar, eine 6-wöchige Blutung ist jetzt auch nicht sonderlich sexy.

Das Wochenbett 2.0

Diesmal war alles irgendwie anders: Die Geburt heftig und nicht ganz so rosarot und flauschig (von wegen: Beim zweiten Mal gehts immer leichter…. war ja klar!) Aber egal. Das was danach kam, war einfach nicht so, wie man es sich in Bilderbuch-Stimmung ausgemalt hat, und keiner hat mich davor gewarnt oder darauf vorbereitet. Gut, vielleicht war ich ja auch verwöhnt…

Die Nachwehen

du musst keine Heldin sein!

Zu den Fakten: Die Nachwehen entstehen durch das Zusammenziehen und die Rückbildung der Gebärmutter, welche ja in den Monaten der Schwangerschaft ums Vielfache langsam wächst. Diese Rückbildung erfolgt meist in den ersten zehn Tagen nach der Geburt und geht somit im Vergleich zum Wachstum, recht schnell vonstatten. Das kann mitunter sehr schmerzhaft sein. Beim ersten Kind merkt man davon kaum etwas, diese Nachwehen werden allerdings mit jeder Geburt schlimmer, sagt man. Außerdem hängen sie mit einem Hormon zusammen, das auch beim Stillen frei gesetzt wird. Das bedeutet bei jedem mal Ansetzen wieder eine Wehe….. Ein Horror.

Also kein Wunder, dass ich damit nicht gerechnet habe, ich kannte sie ja gar nicht, die Nachwehen! Und ich hätte sie auch wirklich nicht kennenlernen müssen. Am Anfang, noch benebelt von der Glückseligkeit, fand ich sie gar nicht so tragisch und hab immer abgewunken, wenn die Schwestern gemeint haben, ich könne jederzeit was dagegen haben. Ich bin ja auch gerne hart im Nehmen.

Was hilft gegen die Schmerzen

Aber die Schmerzen wurden immer schlimmer. Anfangs dachte ich noch, ich halt das schon aus, aber ehrlich nach 24 Stunden hatte ich keine Lust mehr auf Wehen… und die waren echt heftig…. Ich hab mich informiert, was da alles helfen kann, also homöopathisch. Wie zum Beispiel bei jeder Wehe Wasser zu trinken, das hat eigentlich anfangs auch wirklich gut geholfen. Magnesium und Arnika kann auch unterstützen…. aber in der zweiten Nacht habe ich aufgegeben und mir Ibuprofen geben lassen… ich wollte keine Heldin mehr sein. Ich wollte einfach endlich keine mehr Schmerzen haben.

Ein Dammriss & Co

Leider auch eine mögliche  Begleiterscheinung, über die kaum jemand spricht.

Bei mir ist leider aufgrund der heftigen und schnellen Geburt und der Grösse des kleinen Detektivs einiges kaputt gegangen. Denn wenn ein 55cm großer Bursche mit 4250g seinen Weg nach draußen sucht, kann das einfach passieren. Autsch! Auch wenn mein Gyn meinte, es sei gar nicht so tragisch, fand ich es nicht so ohne. Wenn man 20 Minuten Hautschicht für Hautschicht zusammengenäht wird, kann es ja auch nicht wirklich nur nichts sein, oder? Aber stimmt schon, es hätte auch schlimmer kommen können…

Ich konnte aufgrund der Baustelle da unten die ersten zwei Tage kaum sitzen, die erste Woche zuhause kaum gehen. Dahergekommen bin ich wie ein Cowboy nach einem drei-Tages-Ritt….. Gefühlt hab ich mich beschissen. Da half nur eins: Kühlpacks und zwei tolle Tipps von meiner Hebamme: Arnika Globuli, die wirklich gut geholfen haben, sowie eine Teemischung aus Hirtentäschel und Frauenmantel.

Gut, dass das kleine Fräulein bei ihrer Tagesmama sein konnte, denn ich hätte das nicht geschafft.

 

Der Blues

zwischen rosaroter Watte-Wolke und Enttäuschung

Wann spricht man nun eigentlich von einem Baby-Blues? Ich hatte einen kleinen Blues, wirklich. Aber, ich glaub nicht, dass ich unter postnatalen Depressionen litt. Ich war einfach körperlich und seelisch kaputt und fertig – das machte mich so extrem traurig.

Die rosarote Watte-Wolke

Der kleine Detektiv und ich haben diese Zeit nach dem Krankenhaus auf unserer Wohnzimmer-Couch verbracht. Alleine. Kuschelnd. Das beste. Ich war so glücklich. Glücklich ihn im Arm zu halten und anzuschauen. Das schönste. Mehr wollte ich nicht, und ich wollte das vor allem mit niemandem teilen.

Die Enttäuschung

Trotz diesem vollkommenen Glück Mama dieses tollen kleinen Mannes zu sein, war ich so traurig. Ich wollte eigentlich niemanden sehen. Auch im Krankenhaus war nur eine kleine Delegation. Ich hatte keine Lust, keine Nerven und wollte eigentlich nur alleine sein.

Ich fühlte mich traurig und enttäuscht, weil die Geburt nicht so schön war, nicht so wie ich sie mir erhofft hatte, und nicht so, wie die erste. Und schon gar nicht besser als die erste. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich versagt. Ja, das war das Gefühl. Ein Gefühl des Versagens. Nicht locker lässig ein Kind bekommen zu haben. Ich hab mir ständig Vorwürfe gemacht und mir gedacht, es ist alles falsch gelaufen.

Dazu kamen all diese Schmerzen und ich habe nur mehr geweint. Viel geweint. Und Hühnersuppen gegessen. (Danke an meine liebe Freundin Birgit von Fräulein im Glück, die mich bekocht hat!!) Allein auf der Wohnzimmer-Couch mit meinem kleinen Detektiv.

Ich hatte so ein Glück, er war ein wahrer Engel…. und hat die ersten 2 Wochen nur friedlich geschlafen… mit kleinen Fastfood-Still-Einheiten und hat mir die Ruhe gegeben, die ich brauchte, nach all der Aufregung.

Die einzigen Personen, die ich um mich und den kleinen Bub duldete waren mein Mann, unser kleines Fräulein und meine Mama, die zeitweise extra aus Graz angerückt war, um mich zu unterstützen, wenn mein Mann auf Dienstreise war, und darauf zu schauen, dass wir nicht verhungern! DANKE <3

Auch das Aufbaumittel von Stadelmann, das mir meine Schwägerin besorgt hat, und lange Gespräche mit lieben Freundinnen, haben mir sehr geholfen. Geholfen die Müdigkeit, die Traurigkeit, die Enttäuschung, die ich mir selbst eingeredet hab und das ganze Gefühlschaos zu verarbeiten. Also redet euch eure Ängste ruhig von der Seele, es tut gut, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist, und das alles wieder gut wird.

Ja, und dann war es endlich vorbei… Normalität und Alltag kehrten ein. Auch die Angst, das ganze als zweifach-Mama nicht zu managen war weg und es war so, als ob es nie anders war. Mein Körper fühlte sich wieder normaler an, die Enttäuschung verblasste und ich war bereit. Bereit meine kleine rosarote Watte-Wolke zu verlassen.

5 Tipps fürs Wochenbett, die euch helfen können

  1. Ruhe – gönn dir die Ruhe, die du brauchst (falls du das brauchst). Nur DU weißt in welchem Ausmaß du Besuch erhalten willst. Sag bloß niemals als reiner Höflichkeit zu, jemanden zu sehen! Sag, wenn du nicht in Stimmung bist!
    Das ist vollkommen ok. Stress dich nicht, laß dich nicht stressen und hör auf dein Gefühl. Das Haus muss nicht glänzen, keiner erwartet von dir, dass du die Böden polierst. Und wenn du doch das Gefühl hast, dass das sein muss, bitte engagiere dir eine Putzfrau. Kauf einen Kuchen, aber backe ihn nicht selbst. Oder noch besser, sag jedem Gast, was er zu bringen hat 😉 Das nimmt den Stress und gibt dir Zeit fürs wesentliche: Kuscheln mit deinem Baby. Denn, es ist deine Zeit, du musst dich wohlfühlen und schauen, dass es dir und deinem Baby gut tut.
  2. Viel trinken – ich war oft zu müde um mir Wasser zu holen. Da ich die ganze Zeit alleine war, bin ich oft stundenlang nicht aufgestanden. Am besten Wasserflaschen in Reichweite stellen und viel trinken. Stillen macht auch sehr durstig!
  3. Hühnersuppe – Lass dir eine Hühnersuppe machen und trinke täglich eine Tasse. Das wirkt wohltuend und ist stärkend
  4. Aufbaumittel von Stadelmann (Bahnhof Apotheke) – ein Komplexmittel, das „homöopathische Arzneien in pulverförmiger Verreibung auf Milchzuckerbasis enthält (Achtung bei Lactose Intoleranz) und ist ein wahres Wundermittel!!!! Es hilft wenn man müde und kaputt ist.
  5. Frische Luft – auch wenn man nicht genug Kraft hat und sich meist müde und schlapp fühlt, gehe an die frische Luft! Du musst keinen Marathon laufen, aber ein paar Schritte draußen, tief ein atmen und vielleicht ein bisschen Sonne tanken, hebt das Gemüt.

Hausapotheke & Must-Haves fürs Wochenbett

  • Aufbaumittel Stadelmann
  • Frauenmantel-Hirtentäscheltee (50:50)
  • Arnica (Globuli) (gegen Schmerzen – mit Hebamme absprechen)
  • Johanniskrautöl (Narben & Schmerzöl)
  • Wollwachs oder Heilwolle (wunde Brustwarzen)
  • Stilleinlagen
  • Stilltee
  • Binden (luftdurchlässig/atmungsaktiv) (Wochenfluss)

  • Pusteblume

    Danke für deinen Beitrag
    Ich kann alles so gut nachvollziehen, da ich es auch 2 mal erlebt habe. Nach der ersten Geburt hatte ich wochenbettdepressionen, welches allerdings sehr lange anhielt. Ich hatte mich davor geschämt, jemandem davon zu berichten, dass ich das Kind nicht haben will und sogar nicht weiterleben möchte. Heute weiß ich, dass es auch anderen Frauen so geht und man zumindest beim Arzt oder der Hebamme Hilfe suchen kann.
    Jetzt nach 10 Jahren bin ich für meinen dritten Engel schwanger und werde sicherlich einiges anders machen, z.B. Freunden und Familie nein sagen, wenn mir mal nicht nach Besuch ist. Meine sorgen werde ich teilen und nicht alles in mich hineinfressen.
    Ich wünsche allen Mamis alles gute
    ?
    Lg

    18. Juni 2017 at 22:21
  • Margit

    Schön, dass es Dir besser geht und danke für Deine Offenheit!

    Mich hat im Wochenbett meine Hebamme begleitet, und ich muss sagen, das hat mir geholfen, die Verbindung zu meinem inneren Wissen herzustellen und das emotionale Gefühls-Wirrwarr zu ordnen. Sie war in den ersten Tagen je eine halbe Stunde bei mir, und allein ihre Anwesenheit war Ur-Vertrauen pur! Und zu wissen, dass sie immer erreichbar ist mit ihrem Erfahrungsschatz, ihr Dasein, das hat irgendwie ALLES gut gemacht! Kann ich jeder Frau nur wärmstens empfehlen (und wird zumindest teilweise von der Krankenkasse zurückerstattet).

    Die Begleitung durch eine mitfühlende, starke Frau in den Tagen nach der Geburt war mit nichts aufzuwiegen! Hat mir definitiv diese Zeit noch rosiger als rosa gemacht! Alles Gute weiterhin und lg, Margit

    12. Juni 2017 at 11:28
  • Martina

    Mei du Arme, aber zum Glück ist jetzt alles wieder gut!

    Meine Geburten waren beide auch leider nicht rosig – Niklas hatte 4,5 kg und kam mit Saugglocke, stundenlangen Presswehen, ordentlichem Dammriss und Hämorrhiden, und die ersten Wochen war ich körperlich nur an Ende (dazu noch musste ich den kleinen Mann ständig tragen).

    Hanna war ein Frühchen, die Geburt war daher einfacher aber wir waren danach noch 1 Monat im Krankenhaus und meine (zum Glück am Ende erfolgreichen) Stillbemühungen kosteten mich viel Kraft – und auch dass ich die Maus nachts nicht bei mir haben konnte…

    Ja, und dann der Versuch, beiden Kindern gerecht zu werden und die Eifersucht… zum Glück funktioniert mittlerweile alles ziemlich gut bei uns!

    Und ich kann endlich wieder versuchen, mehr auf mich zu schauen, was einfach so wichtig ist!

    Alles Gute euch 4 und LG, Martina

    10. Mai 2017 at 8:27