Gemeinsam ist man weniger allein – Green Vibes von grünen Ladies: Claudia Gobec im Interview
Vor kurzem habe ich eine neue Reihe hier auf Gänseblümchen & Sonnenschein gestartet. Im Leben gibt es viele Wege, Arten und Weisen an Dinge heranzugehen. Nicht immer ist alles schwarz und weiß, das Leben ist vielseitig und bunt. Es erlaubt uns auch unsere Art und Weise zu entdecken, zu entwickeln. So ist es auch in der Natur. Und so ist es auch unter uns Kräuterhexen oder Kräuterfeen (oder Hexenmeister): Jede hat ihr Lieblingsgebiet, Spezialwissen, Präferenzen, Lieblingsrezepte und vermutlich ganz geheime Tipps und Tricks. Ich möchte euch tolle grüne Ladies (und Gentlemen) vorstellen und sie zu ihrem grünen Weg befragen.
Über die grünen Ladies (and Gentlemen)
Die #grüneladies auf Instagram gibt es bald seit einem Jahr. Damals hat die liebe Melanie von mint einige grüne und kräuterliebende Instagrammer für eine gemeinsame Sache zusammengetrommelt. Unter diesem Hashtag gab es immer wieder mal tolle Aktionen auf Instagram, wie zum Beispiel einen Adventskalender oder ein Valentins-Special. Dazu haben viele von uns ihre liebsten Tipps, Rezepte oder Bastelideen aus der Natur mitgebracht und mit der Community geteilt. Daraus ist mittlerweile ein schöner – immer wachsender – Kreis geworden.
Und weil das Leben gerade auf Instagram so schnelllebig ist, dachte ich mir, gerne möchte ich hier auf meinem Blog ein bisschen Platz machen mit einer neuen Reihe „Gemeinsam ist man weniger allein – „GREEN VIBES ONLY“ – Grüne Ladies (and Gentlemen) im Interview. Ich freu mich über den bleibenden Platz – fernab des schnellen Wegwischend, Herzerlverteilens und 24 Stunden-Stories. Mein Platz mit Nachhaltigkeit, um ganz großartige Menschen vorzustellen, die Kräutern, Natur und Nachhaltigkeit in ihrem Leben auch einen großen Stellenwert geben.
Letztens war Doris Kern vom Blog Mit Liebe gemacht bei mir zu Gast und hat ein Rezept aus dem Wald mitgebracht.
Ich freu mich sehr, heute auf diesem Platz eine weitere wundervolle grüne Lady zu begrüßen: Kräuterfrau und Seifensiederin Claudia Gobec von Feine Sachen. Claudia ist 46 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich. Genauer gesagt, im Bezirk Melk und hat uns viele Tipps und Rezepte mitgebracht.
Grüne Lady Claudia Gobec im Interview
*Liebe Claudia, schön, dass du heute da bist und deine Green Vibes mit uns teilst. Magst du uns ein bisschen von dir erzählen?
Als meine Kinder noch klein waren, hab ich mir viele Gedanken gemacht, was in Punkto Körperpflege – da meine ich Duschgele usw – eigentlich falsch läuft. Wir haben bei unseren Kindern zwar immer hochwertige Naturkosmetikprodukte verwendet, aber ich dachte, da geht noch mehr! Unsere Tochter hatte immer schon lange Haare, aber mit den „Knoten“ im Haar hatten wir zu kämpfen. Also verwendeten wir hie und da eine Spülung für ihre Haare. Da das auch nicht viel half, verwendeten wir zusätzlich einen „Zauberspray“. Natürlich brachte auch das nichts.
Und da ich immer schon wissen wollte, wie Seife machen geht, hab ich einen Kurs besucht. Ich kann mich noch genau erinnern. Das war an einem Samstag Nachmittag, und am Montag bin ich in die Apotheke gefahren und hab mir die Zutaten besorgt. Und bis jetzt nicht mehr aufgehört, Seifen zu sieden. Das war der totale Wendepunkt. Mit der selbstgemachten Haarseife haben sich die Probleme mit den Haarknoten meiner Tochter gelöst und das Haar ist fest und gesund. Wir hatten nie wieder Probleme.
Nur die Seifenflut im Hause Gobec wurde immer mehr. Mein Mann hat dann irgendwann zu mir gesagt, ich soll mir was überlegen hinsichtlich Verkauf, denn zu diesem Zeitpunkt hätten bereits Generationen nach uns noch genug Seife gehabt.
Und so habe ich vor 6 Jahren die Gewerbeausbildung zur Seifensiederin im Wifi Linz absolviert.
*Wow! Das ist eine schöne Geschichte! Da hat dich die Leidenschaft direkt im Herzen getroffen. Ging es dir mit Kräutern im Allgemeinen auch so?
Ja, auch an Kräutern war ich immer schon interessiert. Vorrangig an Küchenkräutern. Vor 4 Jahren habe ich dann in meiner bisher größten Lebenskrise den Zertifikatslehrgang „grüne Kosmetik Pädagogik“ beim LFI Niederösterreich von meinem Mann geschenkt bekommen. Nun, was soll ich sagen: Dieser Lehrgang veränderte alles! Ich erkannte, wie wenig man doch braucht und wie einfach es ist, hochwertige Kosmetik selbst herzustellen. Und vor Allem, dass das allermeiste, was man dazu braucht, in meiner unmittelbaren Umgebung, sprich Garten, vorhanden ist! Und ich wollte mein erworbenes Wissen natürlich nach Außen tragen!
Regionalität ist auch ein Herzensanliegen von mir. Ich lebe in einer Gegend, in der es viele landwirtschaftliche Top-Produzenten gibt. Im Rahmen meiner Abschlussarbeit des ZFL Grüne Kosmetik Pädagogik arbeitete ich aus, dass 95 % der benötigten Zutaten aus einem Umkreis von 20 km von mir kommen. Und das finde ich beachtlich.
Noch während des Lehrganges wurde ich als Trainerin für den Bereich Seifesieden im LFI Niederösterreich engagiert. Wieder ein Wendepunkt!
Meine Wissbegier war aber noch lange nicht gestillt und deshalb habe ich dann vor 3 Jahren den Zertifikatslehrgang Kräuterpädagogik beim LFI St. Pölten gemacht. Das dabei erworbene Wissen erweiterte mein Spektrum an Kursangeboten enorm. Auch bin ich Trainerin im Lehrgang für den Bereich „gesunde Hautpflege, Tinkturen, Oxymel,“ geworden. Dabei möchte ich natürlich ein herzliches Danke an das LFI Niederösterreich für das in mich gesetzte Vertrauen sagen!
*Ich ziehe meinen Hut, Claudia! Da hast du ja schon enorm viel Wissen gesammelt und tolle Ausbildungen gemacht. Gibt es bei dir sowas wie ein Lieblingsthema?
Im Laufe der Jahre begann ich auch, mich mit DIY Reinigungsmitteln zu beschäftigen. Dieser Bereich wird oft ausser acht gelassen, dabei sind wir nahezu 24 Stunden am Tag von Textilien umgeben. Es macht meiner Meinung daher Sinn, zu schauen, was ist in unseren Putz- und Waschmitteln eigentlich drin? Am Beginn habe ich mir dafür einschlägige Literatur zugelegt, war aber meist auch wieder enttäuscht, wenn zb bei den Rezepten ein auf Palmöl basiertes Tensid verwendet wurde. Aber ich hab euch heute ein tolles Rezept mitgebracht!
*Da freu ich mich schon drauf, ich bin bei Reinigungsmittel-DIYs noch ein Kücken, hab aber Blut geleckt und muss sagen, es ist so spannend und ich möchte es unbedingt noch mehr in meinen Alltag integrieren. Du hast sicher einen großen Rezeptur-Schatz! Wie sammelst du deine Rezepte?
Ich habe mir im Laufe der Jahre ein großes Repertoire an Rezepten zusammengestellt. Zum allergrößten Teil selbst entwickelt, aber auch fertige Rezepte für mich angepasst. Was meinen hohen Anspruch an Praxistauglichkeit und Pflegewirkung schafft, kommt in meine Sammlung. Am Rest wird eben solange gefeilt, bis ich wirklich zufrieden bin. Da mache ich wirklich keine Kompromisse.
*Du hast uns ja ein Lieblings-Rezept mitgebracht, dass du mit meiner Community teilen möchtest?
Ich würde sehr gerne so viele Rezepte mit der Community teilen, aber nun entscheide ich mich für ein Spülmittel mit Naturmolke. Allein schon deshalb, weil Molke ein wunderbares Produkt ist, das leider zumeist als Abfallprodukt angesehen wird. Dabei ist sie so wertvoll und lässt sich super zum Putzen verwenden!!! Und einen super Bonus hat dieses Spülmittel noch dazu: noch etwas verfeinert ergibt es ein wunderbar pflegendes Duschgel!
*Das klingt ja vielversprechend! Ich bin schon so gespannt. Denn durch dich bin ich auf Molke erst richtig aufmerksam geworden. Und ich freu mich schon aufs Ausprobieren. Gerne auch einmal gemeinsam LIVE auf Instagram – da hecken wir zwei ja noch was aus. Nachhaltigkeit, Natur und Kräuter sind zur Zeit ja richtig „en vogue“ Woher kommt das, was glaubst du bringt viele Menschen wieder dazu „einfacher“ zu leben, sich „erden“ zu wollen?
Warum Nachhaltigkeit, Kräuter, Natur im Moment „in“ sind, kann ich nur vermuten. Ich denke, die Menschen haben genug vom Konsumwahnsinn und erkennen, dass weniger zumeist mehr ist. Was aber nicht zulasten der Qualität geht. Man macht sich Gedanken, welche Umwelt wir nun und in Zukunft für unsere Kinder gestalten möchte. Mein allergrößter Beweggrund ist, dass ich das meinen Kindern und Enkelkindern schuldig bin. Ich möchte nicht, dass sie mich eines Tages fragen: „Mama, warum hast Du nichts getan?“. Auch erkennen die Menschen, dass unsere Natur ein schützenswertes Gut ist und wir Teil ebendieser sind. Mensch und Natur ist eins, und wenn man sich entkoppelt, wird man früher oder später etwas vermissen
*Da bin ich ganz bei dir, liebe Claudia! Das klingt nach ganz wundervollen Beweggründen und ich hoffe, dass der Trend lange wehrt und sich in neue Routine bei vielen Menschen manifestiert. In unserer Gesellschaft gerät man ja auch leicht mal aus der Balance. Hast du einen Lieblings-Tipp für uns, stressige Situationen besser zu meistern?
Ich hab auch einen Tipp für stressige Zeiten, der mir immer hilft. Dann trink ich ein Stamperl von meinem beruhigenden Kräuterwein. Ich hab immer eine Karaffe in der Kredenz für Notfälle… Ich selbst komm zu mir zurück, wenn ich in den Wald gehe. Beim Sammeln, Lauschen, Beobachten. Das erdet mich ungemein. Aber auch beim Garteln im Sommer. Meistens bezeichne ich Gartenarbeit als mein Yoga, ausser es ist zuviel zu tun. Wir haben nämlich einen riesigen Garten, bei dem die Arbeit eigentlich nie ausgeht….
*Oh, diese Art von Yoga mag ich auch sehr gern. Abpropos Pflanze. Stell dir vor du wärst als Pflanze auf unserer Welt, was wärst du wohl?
Wäre ich eine Pflanze, wäre ich sicherlich ein Gänseblümchen. Es steht immer wieder auf, egal was passiert. Obwohl meine eigentliche Lieblingspflanze der Holler ist.
*Wie schön, dann wären wir schon zwei Gänseblümchen und könnten uns eine Blumenwiese teilen. Claudia, was wünscht du dir von unserer Gesellschaft für eine nachhaltigere Zukunft unserer Kinder?
Für die Zukunft unserer Kinder wünsche ich mir, dass wir ganz einfach auf sie acht geben. Wir sind es ihnen schuldig, unsere Umwelt für sie in dieser Schönheit zu bewahren. Wir haben sie ja lediglich von ihnen geliehen. Und ich sehe es als Pflicht an, vorhandenes Wissen an sie weiterzugeben. Durch unser Tun und unser vorbildhaftes Handeln. Ich wünsche mir, dass die Menschen öfter die Welt aus Sicht der Kinder betrachten. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft die Arbeit der Mütter anerkennt. Leider wird diese Arbeit meiner Meinung nach oft als nicht produktiv angesehen, dabei ist sie doch die wertvollste für unsere Gesellschaft und die Gesellschaft von morgen.
* Wahre Worte. Zusammen ist man weniger allein. Aber auch stärker. Wenn jeder einen nur einen kleinen Teil zum Guten tut, kommt ein großes ganzes Besser dabei raus. Was ist dein Tipp für jeden einen Beitrag für eine nachhaltige und gesunde grüne Zukunft zu schaffen?
Es ist gut, wenn einer alles ändert, aber wirkungsvoller ist, wenn viele ein bisschen was ändern! Jeder kann nach seinen Talenten und Interessen einen Beitrag leisten. Sei es, die eigene Seife zu sieden, das Zahnputzpulver selbst zu machen, das Waschmittel selbst herzustellen, eigenes Gemüse zu ziehen, eine Blumenwiese anzulegen oder einfach nur die tägliche Schuljause in Bienenwachstücher zu verpacken, oder komplett auf Glasflaschen umzusteigen. Jeder soll das tun, womit er sich gut fühlt. Etwas ändern, soll auf keinen Fall in Stress ausarten. Wie gesagt, wenn jeder a bissl was ändert, geschieht sehr viel!
*Liebe Claudia, das ist ein wunderschönes Schlusswort, ich bedanke mich bei dir für deine Zeit, deinen wertvollen Input und deine Green Vibes. Eine kleine Frage noch, für Kräuterfans. Hast du ein Lieblingsbuch oder einen Podcast Tipp zu diesen Themen?
Ein Lieblingsbuch für mich zu nennen ist sehr schwierig. Weil meine Interessen so breit gefächert sind. Ich lese sehr gerne Bücher von W.D. Storl, Doris mit Liebe gemacht, kann aber auch die Bücher von Gabriela Nedoma sehr empfehlen.
Wenn ihr mehr von Claudia lesen wollt schaut doch mal auf ihrer Webseite oder bei Instagram vorbei, besucht einen ihrer Workshops vor Ort oder nutzt die Gelegenheit und bucht einen Onlinekurs!
Hier die Rezepte von Claudia, zum selber nachmachen!
Molke-Spülmittel selbst gemacht
nach Claudia Gobec von Feine Sachen
Molke wirkt antibakteriell und mit ihr lassen sich wunderbare Reinigungsmittel herstellen. Durch Zugabe von ätherischen Ölen wird dieser Effekt noch unterstützt. Dieses Spülmittel eignet sich nicht nur zur Reinigung von Geschirr und Arbeitsflächen, sondern auch im Badezimmer lässt es sich wunderbar einsetzen! (kleiner Tipp von mir: mit ein paar Tropfen Olivenöl erhält man sogar eine tolle Flüssigseife!)
Du brauchst dazu:
- 400 g Molke (abgekochtes Wasser oder Tee)
- 40 g Schmierseife (alternativ Cocosgylcosid)
- 6 Tropfen ätherisches Lavendelöl 6 Tropfen ätherisches Zitronenöl
- 3 TL Guarkernmehl (optional)
Alle Zutaten in eine leere Spülmittelflasche füllen, schütteln, fertig.
Haltbarkeit: 2 Monate bei Raumtemperatur
TIPP: Diese Spülmittel lassen sich dann wunderbar zu Scheuermilch weiterverarbeiten!
Scheuermilch selbst gemacht
- 10 TL Spülmittel
- 5 TL Natron
- 1 El Schlämmkreide
- Optional Ätherische Öle, wie Lavendelöl, Zitronenöl oder Salbeiöl
Alle Zutaten in einem leeren Marmeladeglas gut miteinander vermischen. Fertig!
Scheuermilch mit einem Löffel auf die zu reinigende Fläche geben und mit einem Tuch verteilen. Anschließend mit einem feuchten Tuch nachwischen.
Haltbarkeit: 3 Monate bei Raumtemperatur
DISCLAIMER: Wie immer gilt: Die Verwendung von Tipps, Rezepten und Empfehlungen auf meiner Seite unterliegt eurer Eigenverantwortung und ersetzt nicht den Besuch beim Arzt. Es besteht keine Haftung. Bei Unsicherheiten, Risiken und Nebenwirkungen bitte Arzt/Apotheker befragen.
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